Fragen

Meine Antworten auf häufig gestellte Fragen

Wie kommst du zu diesem Sujet?

Meine ersten Zeichnungen machte ich wie ein Kind, das ohne Absicht und ohne groß nachzudenken zu zeichnen beginnt; erst im Laufe der Zeit, gespiegelt durch Reaktionen anderer, kann ich Themen darin erkennen, die mich beschäftigen. Das ist ein Befremden sich selbst und der Welt gegenüber. Aus diesem Befremden kann auch ein Gefühl des Gefangensein entstehen: indem man sich in sich zurückzieht oder an erstarrten Rollenvorstellungen festhält. Aber im Grunde lade ich die Betrachter ein, hinter dieses Befremdliche zu blicken, um, wie in einem Suchbild, etwas Anderes zu finden. In erster Linie zeichne ich ja Kinder, wahrscheinlich liegt das daran, dass sich diese noch nicht die Ablenkungsmechanismen Erwachsener angeeignet haben. Damit zeigt sich in ihnen die Verletzlichkeit, aber auch die Verbundenheit mit dem Leben viel direkter und authentischer. Ich hoffe, dass auch das in meinen Zeichnungen erkennbar ist.

Bohrfliege
Sattelrobbe

Wie kommen die porträtierten Figuren zu den jeweiligen Tieren?

Die Tiere kommen auf sehr unterschiedliche Weise zu den Porträtierten. Manchmal schon, wenn ich mit der Figur beginne, meistens aber erst, wenn ich das Gesicht schon gezeichnet habe und der Rest als Umriß steht. Dazu muss man wissen, dass ich immer mit den Augen beginne und dann den Rest des Kopfes zeichne. Erst wenn das Tier dazukommen soll, skizziere ich mit Bleistift, um mir eine Vorstellung von der Kombination machen zu können. Diese Phase kann unterschiedlich lange dauern. Oft habe ich sehr schnell ein Gefühl dafür, welches Tier passt, und oft brauche ich sehr lange, um ein passendes zu finden.

Was ist für dich das Reizvolle am Kugelschreiber als Zeicheninstrument?

Mich reizt der Gegensatz, mit einem so billigen und alltäglichen Medium etwas Zartes und Wunderbares wie z.B. ein Vogelgefieder entstehen zu lassen. Mit dem Kugelschreiber verbindet man gewöhnlich, wie ja der Name schon sagt, dass man damit schreibt, und es entspricht mir, dass ich versuche, zeichnerisch etwas mitzuteilen, was ich nicht beschreiben könnte. Für mich ist der Kugelschreiber ein Mischding zwischen Bleistift und Radierung. Man kann damit zeichnen und schraffieren, aber wie bei einer Radierung arbeitet man ohne Netz, jeder Strich bleibt und kann nicht rückgängig gemacht werden. Gerade bei meinem sich wiederholenden Sujet ist ein gewisses Risiko erwünscht, denn es sind häufig die “Fehler“, die mich inspirieren und durch die für mich Überraschendes entstehen kann.

Sperlingskauz
Hirschmaus

Du hast auch Psychologie studiert und therapeutische Ausbildungen gemacht und zeichnest ausschließlich Menschen. Ist das Psychologische wichtig für deine Kunst?

Ich denke, meine Zeichnungen sind auf eine tiefgründige Art psychologisch. Die Figuren bieten sich als Projektionsfäche an, und somit können sie nur das auslösen, was im Betrachter angelegt ist. Aber der Mensch und seine Abgründe haben mich immer schon beschäftigt und aufgrund einer diagnostizierten bipolaren Störung kenne ich selbst extreme emotionale Zustände. Intensive Hochgefühle und tiefste Niedergeschlagenheit sind mir, neben psychotischen Schüben, vertraut. Die ersten Zeichnungen sind vor dem Ausbruch der Erkrankung entstanden, aber der Schrecken, den ich dadurch kennengelernt habe, muss schon irgendwo in mir angelegt sein. Oder wie Thomas Melle, ein deutscher Schriftsteller, der seine bipolare Erkrankung in einem Buch beschrieben hat, in einem Interview sagt: „Das Schreiben war eine Art, den üblen Dingen eine andere Form zu geben, sie damit zu bannen.“ Dabei übersetzte ich für mich die „üblen Dinge” mit Angst, Verwirrung oder Unsicherheit und als Therapeutin sehe ich darin auch große Chancen.
Ich bin sehr dankbar, dass ich einen Weg gefunden habe, um meine Auseinandersetzungen mit diesen Themen in beruflicher und künstlerischer Hinsicht integrieren zu können. Dafür waren das Studium, sowie das kontinuierliche Zeichnen hilfreich.

wespe

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